Waldenburg Beim Verein "Biberstaler Bergschnauferle" leben rund 50 Menschen in Waldenburg ihre Passion für alte Traktoren.
Ein ganz normaler Ausflug bei den Schlepper-Freunden: Im XXL-Fass wird Gerüchten zufolge nicht (nur) Wein transportiert, sondern auch übernachtet.
Fotos: privat
Zu sagen, er habe Benzin im Blut, empfände er glatt als Beleidigung: Denn bei Ralf Gürtler pulsiert Diesel in den Adern. Denn: "Die allermeisten historischen deutschen Traktoren fahren mit Dieselöl", berichtet der Vorsitzende der "Bergschauferle". Nur die Amis speisen mit Benzin ihre alten Pferdestärken.
Apropos Power: Los ging es mit 12 PS. Zumindest bei Ralf Gürtler. Denn mit ebendiesen knatterte der alte Fendt, den sein Vater einst geschenkt bekommen hatte. Und da alleine tuckern weniger Spaß macht als gemeinsam, fand sich der damals 22-jährige Ralf Anfang der Neunziger rasch mit ein paar Gleichgesinnten zusammen. Die ersten Ausfahrten, die ersten acht Leute, das erste Fest mit Spanferkel. Dann die Idee: "Gründen wir doch einen Verein!"
Beginn einer Erfolgsstory
Zur Gründungsversammlung 1993 kommen schon 18 Personen. Wenig später findet der junge Club seine Residenz im Heim an der ehemaligen Pumpstation - und ringsum auch einen rund zwei Hektar großen Acker.
Der ist groß genug für die vielen historischen Traktoren, die sich alsbald nach der Vereinsgründung schnaufend ihren Weg ins Biberstal erkämpfen. Der Rest ist Geschichte. Denn das traditionelle Schlepperfest, das seit einem Vierteljahrhundert immer am dritten August-Wochenende an der Ziegelhütte stattfindet, wird rasch Besuchermagnet. Nicht nur für die hunderten Diesel-Fetischisten, die teils aus Italien, der Schweiz und Österreich nach Waldenburg tuckern - sondern auch für viele Besucher, welche die Faszination für stampfende Kolben, klappernde Auspuff-Abdeckungen und solide, gänzlich analoge Wertarbeit nachvollziehen können.
Lahmgelegt durch die Pandemie

Ausnahmezustand am alten Pumphäusle: Wenn das Schlepperfest stattfindet, pilgern normalerweise Diesel-Enthusiasten auch aus dem Ausland nach Waldenburg.
Das Fest wird nicht nur das jährliche Highlight des Vereins, der mittlerweile knapp 50 Mitglieder - sechs Frauen sind auch dabei - zählt, sondern auch dessen Haupteinnahmequelle. "Wir leben das ganze Jahr davon", sagt Gürtler, im Hauptberuf Leiter des Waldenburger Bauhofs. Eigene Zelte, eigener Toilettenwagen, das Allermeiste in Eigenregie - und "beim Wareneinkauf ein Fuchs sein": Dann fahren nicht nur die Trecker zur Rundfahrt durch die Bergstadt aus, sondern auch die Kassen Gewinne ein.
Allein: Corona wird diesen Höhepunkt dieses Jahr dahinraffen: "Wir müssen die Veranstaltung leider absagen", bedauert Ralf Gürtler. Was das für seinen Club bedeutet? "Wir sind zwar nicht gleich bankrott, aber müssen rigide sparen."
Bis zu 200.000 Euro für den alten Trecker
Klein waren die Anfänge, aber groß die Faszination. Und so wuchsen nicht nur die "Bergschnauferle", sondern auch ihr Fest. Und so mancher Fuhrpark ebenfalls: Elf alte Traktoren hat allein der 48-jährige Gürtler in seiner Garage in Mainhardt-Lachweiler stehen. Und noch ein paar alte Landmaschinen dazu. "Ich steh halt auf so alten Krempel."

Sein Liebling? "Ein alter Porsche AP 17, Baujahr 1951." Was den so besonders macht? "Ein echter Volksschlepper, damals technisch eine Innovation, es wurde viel vom VW-Käfer verbaut", schwärmt Gürtler, der im Vergleich zu einem Vereinskameraden, der gleich 60 historische Schlepper sein Eigen nennt, noch ein wahrer Asket ist. Sein Traum? "Ein Lanz-Einzylinder. Der hat brutal viel Hubraum, kostet aber restauriert gerne mal bis zu 200.000 Euro."
Und da nur ein Höhepunkt im Jahr dann ja doch etwas wenig wäre, schnaufen die "Schnauferle" auch übers Jahr hinweg aus Hohenlohe hinaus: zu Ausfahrten und zu anderen Schleppertreffen. "Jeder hat sich so einen kleinen Anhänger zum Übernachten gebaut."
Beim Weltrekord dabeigewesen
Und den braucht man auch. Denn auf Landstraßen knattert man mit rund 12 Stundenkilometern hinaus in die Welt. Vor einigen Jahren nahmen Gürtler und drei Kumpels gar an der Weltmeisterschaft der historischen Traktoren am Fuße des Großglockners teil, und auch in die längste Trecker-Schlange der Welt hat man sich bereits eingereiht.

Man sitzt nicht immer auf dem "Bock": Geselliges Zusammensein ist wichtig.
Dass sich die Traditions-Tuckerer dabei auch mal gnadenlos in der Pampa verirren oder aus Versehen auf einer Schnellstraße landen? Das bringt sie nicht aus dem Konzept.
Dass wegen der Pandemie aber das ganze Jahr auch noch kein Trecker-Treffen stattgefunden hat - und auch weiterhin keins in Sicht ist: "Das ist hart. Wir hocken seit Langem in den Startlöchern." Und so hoffen sie alle wenigstens auf ein Fest 2021. Und das sollten nicht nur die Männer tun. Ralf Gürtler: "So ein Schleppertreffen ist auch eine echt gute Single-Börse für Frauen."
July 21, 2020 at 11:12AM
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